Bei der vierten und letzten Filmveranstaltung im Rahmen der Klimaschutzreihe von VISIONEN DER NACHHALTIGKEIT wurde eine Umfrage zur Rezeption von Nic Balthazar’s DUTY OF CARE – THE CLIMATE TRIALS durchgeführt. Hier präsentieren wir die ersten Ergebnisse aus den Fragebögen
I. DER FILM

DUTY OF CARE – THE CLIMATE TRIALS
Nic Balthazar| 2023 | Niederlande | 56 min | OmdU
Duty of Care begleitet den Anwalt Roger Cox, der für den Klimaschutz mächtige Staaten und Konzerne verklagt. Cox ist Familienvater, Anwalt und Naturliebhaber. Bis 2006 hielt er den Klimawandel für ein akzeptables Übel. Doch dann erschüttert ihn ein Dokumentarfilm – Davis Guggenheims An Inconvenient Truth – so sehr, dass er beschließt, die drohende Katastrophe mit legalen Mitteln zu bekämpfen. Er findet Verbündete, verklagt die niederländische Regierung und den Öl- und Gaskonzern Shell – und gewinnt vor Gericht.
II. DIE DATENERHEBUNG

DUTY OF CARE wurde am 14.01.2025 im Harmonie Kino Freiburg gezeigt. Die rund 100 Zuschauer:innen hatten die Wahl zwischen einem Online- und einem Papier-Fragebogen. Dabei wurden neben Einstellungen zur Rolle von rechtlichen Mitteln im Klimaschutz auch emotionale Reaktionen auf den Film abgefragt.
Der Fragebogen umfasste drei Teile: Der erste Teil wurde kurz vor der Filmvorführung ausgefüllt, der zweite Teil direkt nach dem Film. Der dritte Teil folgte nach der anschließenden Podiumsdiskussion mit Hannah Münstermann von der Climate Clinic, die mit anderen angehenden Jurist:innen ehrenamtlich zu klimarechtlichen Themen recherchiert und für Nichtjurist:innen aufbereitet.
III. DIE ERSTEN FORSCHUNGSERGEBNISSE
Hier ein Einblick in die erste, deskriptive Auswertung des Fragebogens: Das sogenannte „n“ steht für die Anzahl der Personen, die die Frage beantwortet haben. Ein „n=53“ bedeutet also, dass 53 Zuschauer:innen eine Antwort abgegeben haben.
Besonders interessant für uns war bei diesem Film Einstellungen zu rechtlichen Mitteln im Kampf für mehr Klimaschutz. Wie auf Abbildung 1 zu erkennen ist, erhöhte sich nach der Filmvorführung die Zustimmung zur Aussage „Rechtliche Mittel sind ein wirksamer Weg für mehr Klimaschutz“ leicht von 74,5% auf 80,0% („Stimme zu“).

Ganz besonders interessant ist die Zustimmung zur Aussage: „Ich habe als Bürger:in die Möglichkeit, rechtliche Mittel in Anspruch zu nehmen, um mehr Klimaschutz durchzusetzen“ (Abbildung 2). Während vor dem Film insgesamt 28,3% Prozent der Zuschauer:innen dieser Aussage mit „Stimme zu“ beantworteten, erhöhte sich der Wert beträchtlich nach der Filmvorführung auf 56,6%. Daraus lässt sich schließen, dass viele unserer Zuschauer:innen nach dem Film für sich einen deutlich größeren Handlungsspielraum wahrnahmen. Da in den im Film gezeigten Gerichtsverfahren viele Bürger:innen als Nebenklägerinnen auftreten und ihre Wirkungsmacht mehrfach betont wird, wird in der weiteren Datenanalyse zu klären sein, ob diese Momente von den Zuschauer:innen auch als besonders bewegend empfunden wurden.

Ebenfalls aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang die Zustimmung zur Aussage „Ich kann mir vorstellen, mich an einer Sammelklage für mehr Klimaschutz zu beteiligen“. Wie Abbildung 3 zeigt, konnte bei unseren Zuschauer:innen eine Verschiebung hin zu einer Zustimmung zu dieser Aussage beobachtet werden. Während vor der Filmvorführung 61,8% mit „Stimme zu“ antworteten, waren es nach dem Film 78,2% der Zuschauer:innen.

Auch in dieser Erhebung haben wir wieder emotionale Reaktionen auf den Film abgefragt. Wie Abbildung 4 zeigt, gab die überwiegende Mehrheit (91,8%) der Befragten an, dass der Dokumentarfilm bei ihnen „Hoffnung“ hervorrief. Die zweithäufigste genannte Empfindung war „Tatendrang“ (62,3%), gefolgt von einem Gefühl der „Verbundenheit“ (55,7%). 36,1% der Zuschauer:innen empfanden Wut, andere Emotionen, wie z.B. Angst, Schuld, Ohnmacht, Frust und Trauer, aber auch Mitgefühl, wurden deutlich weniger genannt.

Ob DUTY OF CARE dazu angeregt hat, (noch) mehr für den Klimaschutz zu tun, wurde in der Mehrheit unserer Zuschauer:innen bejaht (75,4%) und zeigt damit ein eindeutiges Ergebnis, wie auf Abbildung 5 zu erkennen ist.

Besonders wichtig im Zusammenhang mit unseren Forschungsfragen waren auch die Antworten unserer Zuschauer:innen zur Frage, ob die anschließende Diskussion mit Hannah Münstermann von der Climate Clinic einen Mehrwert hatte. Abbildung 6 zeigt, dass nahezu 96% der Zuschauer:innen angaben, dass dies der Fall war. Dieser hohe Wert stützt unsere Annahme, dass es sinnvoll sein kann, Dokumentarfilme zu Nachhaltigkeitsthemen in Kombination mit einer anschließenden Diskussion mit Expert:innen anzubieten – gerade bei einem komplexen juristischen Thema wie den Klimaklagen.

Wie in jeder Filmveranstaltung wollten wir auch diesmal wieder im Anschluss an die Podiumsdiskussion wissen, was Zuschauer:innen am Ende des Abends mitnehmen. Abbildung 7 zeigt, dass mit über 80% ein sehr großer Teil der Zuschauer:innen „Ein Gefühl von Hoffnung, dass rechtliche Mittel zu mehr Klimaschutz führen können“ aus der Veranstaltung mitnahmen sowie 77,1% einen „Impuls, mit anderen zu reden“. 52,1% zeigten Interesse an weiteren Veranstaltungen von VISIONEN DER NACHHALTIGKEIT. „Ein Gefühl von Frust, dass auf politischer Ebene so wenig passiert“, nahmen 45,8% der Teilnehmerinnen aus der Veranstaltung mit und 33,3% ein „Gemeinschaftsgefühl“. Angesichts des als sehr hoch empfundenen Mehrwerts der Diskussion ist es bemerkenswert, dass sowohl das Bedürfnis nach mehr Informationen (22,9%) als auch das Interesse am von Hannah Münstermann angebotenen vertiefenden Workshop (10,4%) vergleichsweise gering waren, ebenso wie die Zahl der Zuschauer:innen, die angaben, eine „Idee für Umsetzung/Änderung“ mitgenommen zu haben (10,4%).

IV. FAZIT
Zusammenfassend hat die erste Auswertung gezeigt, dass Nic Balthazars DUTY OF CARE vor allem ein Gefühl von Hoffnung bei vielen unserer Zuschauer:innen auslöste in Verbindung mit Tatendrang. Der Film hatte darüber hinaus Einfluss auf Einstellungen zur Wirksamkeit rechtlicher Mittel im Kampf für mehr Klimaschutz und auf die Wahrnehmung des persönlichen Handlungsspielraums von Bürger:innen. Viele Zuschauerinnen nahmen aus der Veranstaltung die Hoffnung mit, dass rechtliche Mittel zu mehr Klimaschutz führen können, was aber mit einem vergleichsweise niedrigen Interesse an weiteren Informationen einherging.
Wir danken allen, die an unserer Umfrage teilgenommen haben!
Im nächsten Schritt erfolgt eine vertiefende Auswertung der erhobenen Daten sowie die Erweiterung um eine Zusammenhangsanalyse. Stay tuned!
VISIONEN DER NACHHALTIGKEIT ist ein vom Innovationscampus Nachhaltigkeit (ICN) gefördertes inter- und transdisziplinäres Forschungsprojekt, angesiedelt an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Außeruniversitäre Kooperationspartner sind das Harmonie Kino, die Volkshochschule Freiburg und Greenmotions. Die Freiburger Umweltbürgermeistern Christine Buchheit ist die Schirmherrin des Projekts.