Bei der Eröffnungsveranstaltung zur Klimaschutzreihe von VISIONEN DER NACHHALTIGKEIT wurde eine Umfrage zur Rezeption von Kathrin Pitterlings Fridays for Future-Dokumentation Aufschrei der Jugend durchgeführt. Hier präsentieren wir die ersten Ergebnisse aus den Fragebögen.
I. DER FILM
AUFSCHREI DER JUGEND
Kathrin Pitterling | 2021 | 97 min | Deutschland
2020 erschüttert Corona das Weltgeschehen. Die Klima-Krise? Verdrängt aus dem öffentlichen Diskurs. Die Aktivist:innen von Fridays for Future sehen sich ihrer wirkungsvollsten Protestformen beraubt.
Regisseurin Kathrin Pitterling gewinnt das Vertrauen ihrer jungen Protagonist:innen und fängt sie in ihren wagemutigsten und verletzlichsten Momenten ein. Ein Film über die Träume, Ängste, Erfolge und Rückschläge einer engagierten Generation.
II. DIE DATENERHEBUNG
Aufschrei der Jugend wurde am 22.10.2024 im Harmonie Kino Freiburg gezeigt. Die rund 100 Zuschauer:innen hatten die Wahl zwischen einem Online- und einem Papier-Fragebogen. Dabei wurden neben Einstellungen zum Klimaschutz und -aktivismus auch emotionale Reaktionen abgefragt.
Der Fragebogen umfasste drei Teile: Der erste Teil wurde kurz vor der Filmvorführung ausgefüllt, der zweite Teil wurde direkt nach dem Film beantwortet. Der dritte Teil des Fragebogens folgte nach einer anschließenden Podiumsdiskussion mit Vertreter:innen von Fridays for Future und Omas for Future sowie der Regisseurin des Films.
III. DIE ERSTEN FORSCHUNGSERGEBNISSE
Hier ein Einblick in die erste Auswertung des Fragebogens: Das sogenannte „n“ steht für die Anzahl der Personen, die die Frage beantwortet haben. Ein „n=67“ bedeutet also, dass 67 der Zuschauer:innen hier eine Antwort abgegeben haben.
Vor dem Film wurde u.a. abgefragt, welche Hindernisse die Zuschauer:innen in ihrem Engagement für mehr Klimaschutz sehen. Wie auf Abbildung 1 zu erkennen ist, steht „Bequemlichkeit“ (56,7%) an erster Stelle, gefolgt von „Eingeschliffenen Gewohnheiten“ (53,7%). 46,3 % der Befragten gaben zudem „Zeitmangel“ und „Kosten“ (44,8%) als Hindernisse an.
Nach dem Film richtete sich der Fokus auf die Emotionen, die Aufschrei der Jugend bei den Zuschauer:innen ausgelöst hatte. Eine Mehrheit von 71 % der Befragten gab an, dass der Dokumentarfilm über die Höhen und Tiefen der Fridays for Future-Bewegung bei ihnen „Mitgefühl“ hervorrief. Die zweithäufigste Empfindung war „Frust“ (64,9 %), gefolgt von einem Gefühl der „Verbundenheit“ (59,5 %). Knapp die Hälfte der Teilnehmenden verspürte „Wut“ (48,6 %), und jeweils 45,9 % fühlten „Trauer“ und „Ohnmacht“.
Ob Aufschrei der Jugend zudem auch dazu angeregt hat, (noch) mehr für den Klimaschutz zu tun, wurde in der Mehrheit bejaht (72,5 %) und zeigt damit ein eindeutiges Ergebnis, wie auf Abbildung 3 zu erkennen ist.
Da der Dokumentarfilm vor allem Klimademonstrationen von Fridays for Future zeigt, stellt sich die Frage, ob der Film eine Auswirkung auf die Bereitschaft der Zuschauer:innen hatte, an einer Klimademonstration teilzunehmen. Aus diesem Grund wurde die Zustimmung zur Aussage „Ich könnte mir vorstellen, (wieder) an einer Klimademonstration teilzunehmen“ vor und nach dem Film abgefragt. Wie Abbildung 4 zeigt, erhöhte sich die Zustimmung nach der Filmvorführung leicht. Hier wurde also eine Handlungsabsicht formuliert.
Nach der Publikumsdiskussion: Insgesamt hat die Veranstaltung bei einem Großteil der Zuschauer:innen, die bis zum Ende blieben, ein Verlangen nach gedanklichem Austausch geweckt. Auf die Frage „Was nimmst Du aus der Abendveranstaltung mit?“ antworteten 68,3% mit „Impuls, über die Veranstaltung zu reden.“ 65% verließen den Kinosaal aber auch mit „Frust auf Politik“. Ein Interesse an weiteren VISIONEN DER NACHHALTIGKEIT-Veranstaltungen bekundeten 61,7% der Zuschauer:innen, das Interesse an Veranstaltungen von FFF oder OFF-Veranstaltungen war deutlich geringer (40% und 13,3%) – ob der Unterschied hier auch auf die Altersstruktur des Publikums zurückgeführt werden kann, muss die weitere Datenauswertung zeigen. Abschließend bleibt zu sagen, dass nur ein vergleichsweise geringer Prozentsatz der Zuschauer:innen ein „Bedürfnis nach mehr Information“ oder eine „Idee für Umsetzung/Änderung“ aus der Veranstaltung mitgenommen hat.
IV. FAZIT
Zusammenfassend hat die erste Auswertung gezeigt, dass die Zuschauer:innen vor allem in der eigenen Bequemlichkeit und in eingeschliffenen Gewohnheiten Hürden in ihrem Engagement für mehr Klimaschutz sehen. Dabei konnte der Film Aufschrei der Jugend jedoch dazu anregen, mehr für den Klimaschutz zu tun. Auch konnten sich nach dem Film mehr Zuschauer:innen vorstellen, an einer Klimademonstration teilzunehmen. Der Film hat darüber hinaus vor allem Mitgefühl ausgelöst, aber auch Frust. Neben Gesprächsimpulsen nahm ein Großteil der Zuschauer:innen aus der Veranstaltung ein Gefühl von Frust mit, dass auf politischer Ebene so wenig passiert. Über die Hälfte der Befragten zeigte zudem Interesse an weiteren Veranstaltungen von VISIONEN DER NACHHALTIGKEIT.
Wir danken allen, die an unserer Umfrage teilgenommen haben!
Im nächsten Schritt erfolgt eine vertiefende Auswertung der erhobenen Daten sowie die Erweiterung um eine Zusammenhangsanalyse. Stay tuned!